Tod auf der Piazza by Michael Dibdin

Tod auf der Piazza by Michael Dibdin

Autor:Michael Dibdin
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2011-11-17T23:00:00+00:00


15

»Nervoso? Macché? Für mich das Kochen ist das Leben! Ich warte auf morgen wie ein Bräutigam auf sein Mond von Honig! Glauben Sie, nervös, das sein nur diese feige Gegner von mir! Ha, ha, ha, ha, ha!«

Der holländische Journalist nickte verblüfft und begann, mit seinem Nachbarn zu flüstern. Romano Rinaldi blickte mit seinem berühmten strahlenden Lächeln, bei dem seine sehr weißen Zähne aus dem Bart zum Vorschein kamen, in die Runde und gab sich jovial und entspannt. Dabei konnte er es höchstens noch fünf Minuten aushalten, dachte er und sah bedeutungsvoll zu Delia. Sie antwortete mit einem kaum erkennbaren Nicken, und Romano lächelte noch breiter und verschwand in Richtung Toilette.

Hinter einer sicher verschlossenen Tür nahm er eines der Origamitütchen heraus, die er reichlich in seiner Brieftasche gebunkert hatte, und schnupfte den Inhalt vom Handrücken. Nur die eine, dachte er und genoss das sofortige und überwältigende Gefühl von Klarheit und Selbstsicherheit. Nun ja, vielleicht noch eine, was soll’s? Die Hauptsache war doch, dass der Abend ein Erfolg wurde. Mehr als das, ein Triumph! Alles funkelte und sprühte: die Teller, die Gläser, die Lichter, die Anwesenden und vor allem er selbst, der Star! Er hatte von den verschiedenen köstlichen Kanapees, die das Hotel aufgetischt hatte, nichts probiert, da er auf nichts Appetit hatte außer auf das kristalline Pulver – na schön, noch eine Linie mehr konnte nicht schaden –, aber sogar das passte perfekt, war ein genialer Akt, der der hier versammelten Gruppe von ausländischen Lebensmittelpornographen zeigte, dass Romano Rinaldi selbst die Produkte der besten Küche von Bologna verschmähte. Nichts war gut genug für Lo Chef außer seinen eigenen Gerichten.

Die Pressekonferenz war eilig organisiert worden mit dem Ziel, für eine Version seiner Show zu werben, die im Ausland gesendet werden sollte. Der inländische Markt war mittlerweile ziemlich gesättigt, aber anderswo gab es ein riesiges potenzielles Publikum, vor allem in den USA. Italienische Küche war der Renner. Und Romano hatte, so locker, wie er an alles heranging, innerhalb weniger Monate perfekt Englisch zu sprechen gelernt, wie er gerade demonstriert hatte. Die anwesenden Journalisten waren offensichtlich erstaunt, ja irritiert über seine sprachliche Gewandtheit gewesen. In Europa verstanden die meisten Leute zumindest ein bisschen Englisch, und wenn nicht, mussten sie sich mit Untertiteln oder Kommentaren zufrieden geben. Aber das Konzept an sich war solide, fuhr er fort, den Presseleuten in rasantem Italienisch zu erklären, als er zurück in den separaten Raum geschwebt kam, den Delia gemietet hatte.

»Für uns Italiener ist Kochen nichts Isoliertes. Es ist nicht bloß eine Fertigkeit oder ein Beruf, es ist das Leben selbst! Das ist für euch Ausländer nicht zu verstehen. Ihr esst einfach was, irgendetwas, um am Leben zu bleiben, schlingt eure ekelhaften Mahlzeiten hinunter wie ein Haufen wilder Steinzeitmenschen in einer Höhle! Für uns Italiener ist das ganz anders. Wenn wir un piatto autentico, genuino e tipico kreieren, geht es nicht nur darum, unsere leiblichen Bedürfnisse zu befriedigen. Nein! Wir wollen ganz Italien in uns aufnehmen, seine Geschichte, seine Kultur, seine Sprache, seine unvergleichlichen Städte und Landschaften. Wir wollen



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